South Australia – am Ende des Outbacks

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Auch südwärts vom berühmtesten Stein Australiens kommen wir erstmal recht schnell voran. Wenig sehenswertes liegt am Weg und das im Juni kühle, beinahe freundlich wirkende Outback verliert schnell an Reiz – besonders entlang des Highways. Auf langwierigere Expeditionen in entlegene Gebiete lassen wir uns nicht mehr ein, weshalb wir weiterhin in großen Schritten Richtung Küste rollen. Die Grenze vom Northern Territory nach South Australia bedeutet nochmal, zumindest offiziell, das sämtliche frischen Lebensmittel in die Tonne wandern müssen bzw. aufgebraucht werden sollten – am tristen Landschaftsbild aber ändert fürs Erste auch der neue Bundesstaat nichts. Die Schokoladenseite des Südens liegt noch in weiter Ferne.

 

Mit Ausnahme einiger Roadhouses ist die Stadt Coober Pedy am halben Weg das erste sichtbare Zeichen menschlicher Anwesenheit. Es ist kaum überraschend, dass auch für die Existenz dieser Stadt ausschließlich der Reichtum des australischen Bodens verantwortlich zeichnet. In diesem Fall ist es der Opal, der schon vor langer Zeit Abenteuerlustige aus aller Welt hier ins Nirgendwo gelockt hat. Noch heute kommt etwa 75% des weltweit Opals aus der näheren Umgebung dieser kleinen Stadt. Die ansonsten völlig flache Landschaft wandelt sich deswegen hier in eine Art Mondlandschaft. Vom Abweichen von der Straße wird nachdrücklich abgeraten, denn der Boden ist mit tiefen Schächten geradezu übersaht und allerorts häufen sich die Überreste der Opalsuche. Aufgrund der Hitze im Sommer soll etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung unterirdisch leben, was der Stadt zu einiger Bekanntheit verholfen hat. Neben einer unterirdischen Kirche haben wir auch Hotels, zahlreiche Häuser, Pools, Schulen und sonstige Alltagsbauten “unter Tage” aufgefunden.

 

Erst nach einer letzten Nacht im Outback an den Salzseen des Südens und unserem ersten Kontakt zum Südpolarmeer seit gut 2 Monaten ändert sich unser Eindruck von South Australia schlagartig. Mit Port Augusta beginnt für uns nun der dicht besiedelte Teil Australiens. Ab hier gibt es plötzlich wieder allerorts Supermärkte, WIFI und sonstige Annehmlichkeiten – diesen Luxus waren wir gar nicht mehr gewohnt. Stundenlange Fahrten ohne Verkehr und frei von jeglicher Anzeichen menschlicher Zivilisation (mal abgesehen von der Straße natürlich) sind damit Vergangenheit. Vor Allem aber ist hier erstmals so etwas ähnliches wie Geschichte erkennbar – wenngleich auch keine originär Australische. Beim wandern durch die Städte hier kann man sich zumindest wage vorstellen, welches Flair hier einst geherrscht haben muss. Die reich verzierte Veranda vor jedem Haus, die hochgezogenen Häuserfronten und die breiten Straßen – vieles erinnert uns hier an alte Western.

 

Southern Australia ist der einzige Bundesstaat Australiens der nicht primär aus ehemaligen Sträflingsanstalten der Briten erwachsen ist. Dieser ist von freien Siedlern aufgebaut worden, und darauf sind die Bewohner bis heute spürbar stolz. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Gegend erschlossen und Siedler aus ganz Europa zum Zuzug eingeladen. Bis heute ist der Bundesstaat von diesen Zuwanderern unübersehbar geprägt. Die absolute Mehrzahl von ihnen hat den Weg aus Deutschland hierher gefunden, aber auch polnische und österreichische Spuren sind nicht selten. In der Regel haben sich die ersten Einwanderer aufgrund der religiösen Verfolgung in ihrer Heimat auf die Suche nach der australischen Freiheit gemacht. Faszinierend, dass schon vor mehr als 150 Jahren eine solche Wanderung ganzer Gemeinden realisierbar war – allein die Anreise war damals ein mehr als gewagtes Projekt.

 

Nach einem interessanten Tag in der Hafenstadt Port Augusta – hier trifft sich die Nord-Süd- mit der Ost-West-route – und einem kurzen Abstecher ins historische Städtchen Port Pirie biegen wir ins hügelige Hinterland ab. Hier wird uns die nächsten Tage neben dem schlechten Wetter wohl nur ein Thema beschäftigen – der Wein. Bevor es aber in Richtung Clare Valley und zum Riesling Trail geht steht die Stadt Burra am Plan. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier Kupfer gefunden, wodurch Burra über Nacht zur Stadt wurde und eines der ersten Zentren des australischen Bergbaubooms entstand. Aus dem kleinen Loch in der Erde kam eine Zeit lang bis zu 5% des weltweiten Kupferbedarfs – kaum vorstellbar wie hier mit einfachsten Mitteln derartige Unmengen zu Tage gefördert wurden. Der Boom aber ging an Burra ebenso schnell vorbei wie an so vielen anderen Bergbauorten, und der Erfolg der Miene war nur von kurzer Dauer. So taugt der riesige Krater in der Landschaft, der mittlerweile längst mit Grundwasser vollgelaufen ist, nunmehr bestenfalls noch als mittelmäßiger Touristenmagnet, der dem verbliebenen Örtchen noch den ein oder anderen Besucher bringt.

 

Wir freuen uns in den nächsten Tagen auf Wein, Wein und nochmal Wein, wenn wir vom Clare Valley über Barossa bis hinunter ins McLaren Vale ziehen werden und damit die prominentesten Weinbauern Australiens am Weg liegen. Wir werden uns also durch die Täler kosten – vom Riesling hinunter bis zum Shiraz. Na dann – Prost.

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